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Der Paradigmenwechsel des Lernens - eine interdisziplinäre Zusammenschau

Der Paradigmenwechsel des Lernens - eine interdisziplinäre Zusammenschau

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Zorah Mari Bauer

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Generationen wurde diese Logik von Bildung mit auf den Weg gegeben. In einer Gesellschaft angekommen, in der Lernen aus den Kinderschuhen hinauswächst und „lebenslanges Lernen“ zur Maxime wird, ist diese Lebensweisheit obsolet. Doch ist unser Bildungssystem gewappnet für den Lifestyle von morgen? Wenn Politik nicht mehr in Parteiprogrammen gedacht wird, sondern eine „Liquid Democracy“ sich Bottom-up organisiert? Wenn Dinge des täglichen Lebens nicht mehr am Fließband, sondern ko-kreativ mit dem Kunden in individuellen Gestaltungsprozessen entstehen? Wenn Mikro-Märkte aus dem Nichts erwachsen und Produkte wünschen, die Algorithmen erst im Augenblick der Nachfrage konfigurieren? Mit Büffeln und Pauken eines festgeschriebenen Wissenskanons in der Institution Schule ist diesem aufkommenden Lifestyle nicht Genüge getan. Doch wie könnte ein Lernsetting der Zukunft aussehen, das lebensnah und flexibel, selbstorganisierend und sozial vernetzt ist und das Wissen für die Herausforderungen einer Informationsgesellschaft vermitteln kann? Innovation Researcher und Lernexpertin Zorah Mari Bauer hat sich mit anderen Experten darüber ausgetauscht und Visionen zusammengetragen, wie Lernen in 2030 aussehen kann. In einer Reihe von Videointerviews werden wichtige Aspekte beleuchtet und aus unterschiedlichen Blickrichtungen reflektiert. Hier finden Sie kurze Auszüge, die vollständigen Interviews sind online verfügbar unter www.zorah-mari-bauer.de

Wie lernen wir in 2030?

Julia Leihener
Creation Center Telekom (Berlin)
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„Ich denke, dass Lerninhalte künftig auch individuell zugeschnitten werden können durch Profiling-Methoden, die uns die neuen Technologien ermöglichen: beispielsweise Loggingsysteme, die aufzeichnen, was ich an welchen Punkten wo und wie gelernt habe. Über welchen Wissensstand verfüge ich daher? Was brauche ich noch? Also, dass es Customized Learning Programs geben wird. Aber auch kontextbezogene Learning Programs. Das heisst, dass ich an bestimmten Orten bin und Information X und das Skill Y brauche und diese mir dann relativ ad hoc über die neuen Technologien zugänglich machen kann.“
Bastian Hamann
Open Science, Open Education und Philosophy of Mind (Berlin)
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„Ich glaube, 2030 werden wir Neurointerfaces haben und vielleicht auch welche, die direkt verbaut sind: Es existieren Überlegungen, auf Tattoos Chips (also Sensorik) zu implantieren. Das heißt, es gibt dann wenig invasive Technologien, die sehr wenig kosten. Und es gibt jetzt schon Google Glasses: Man kann sich schon vorstellen, dass die Sensoren auf dieser Augmented-Reality-Brille mehr abgreifen, also z.B. Ströme des Gehirns. Es ist abzusehen, dass solche Technologien kommen werden und dass wir daraus potentes Wissen darüber bekommen, wie Menschen lernen.“
Zorah Mari Bauer
Strategic & Innovation Researcher (Berlin, Hamburg, Wien)
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„Was du nicht in der Schule lernst, das lernst du auf der Straße. Für Lernen in 2030 trifft das in besonderer Weise zu. Mit dem Paradigmenwechsel 3.0 drängen die rein virtuellen Lernräume in die physische Welt hinaus. Das gibt uns, nun auch digital vernetzt, den Nahbereich sozialen Handelns und Verhaltens zurück. Man lernt in allen Lebenslagen, Lernstoff hält der Alltag in unermesslicher Vielfalt bereit. Aktueller Aufenthaltsort und augenblicklicher Kontext können zum anschaulichen Lernereignis werden, weil schlaue Technologien in Sekundenschnelle maßgeschneidert für meinen Wissensstand den Lernstoff aggregieren.“
Xavière Masson
ArtScience Lab Le Laboratoire (Paris)
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Xavière Masson ist Teil des innovativen Bildungsprojekts „ArtScience Lab“, das sich an der Schnittstelle zwischen Kunst, Wissenschaft, Business und Bildung der Frage widmet: Wie soll Lernen für individualisierte Märkte von morgen sein? Zugrunde gelegt wird das Konzept der „Idea Translation“ und das geht so: Die teilnehmenden Teams entwickeln eine innovative Idee, suchen beratende Experten und gehen den steinigen Weg der Realisation. „Das geht nicht. Das kann man nicht“ steht nicht auf dem Lehrplan, „Learning by doing and by making mistakes“ aber schon.

BIG Picture

Bildung ist nur eine der Großbaustellen im gesamtgesellschaftlichen Changepro-zess. Da wird zwar mittlerweile vielerorts mit hochgekrempelten Ärmeln mit ange-packt. Doch oft weiß eine Hand nicht, was die andere tut. Es fehlen ein Bauplan und ein Gerüst, die die unkoordinierten Bautätigkeiten in logische Bauabschnitte strukturieren. Vielen scheint auch unklar, wie das neue „Bauwerk Bildung“ in Zu-kunft überhaupt aussehen wird! Als Innovation und Strategic Researcher hat Zorah Mari Bauer im Rahmen der Initiative „Lernen in der digitalen Gesellschaft“ mit anderen Experten die Lernkulturen der Zukunft visioniert und medial dokumentiert. Als Informations- und Tooldesignerin hat sie sich die Aufgabe gestellt, ein „Werkzeug“ zu schaffen, das die vielfach nebeneinander herlaufenden Diskurse zum Thema Lernen in eine strukturierte Zusammenschau bringt. So ist „BIG Picture – Paradigmenwechsel des Lernens“ entstanden.

DREIDIMENSIONALE MOMENTANSICHT

BIG Picture ist ein analytisches „Werkzeug“, das eine dreidimensionale Momentansicht von der „Großbaustelle Lernen“ skizziert und damit Einblick und Überblick gibt. In einer Nahsicht des BIG Picture trifft man auf die unterschiedlichen „Fachkräfte am Bau“. Jeder erläutert in seiner Sprache und trotzdem anschaulich, was hinter so rätselhaften Termini wie „postheroischer Unterricht“ oder „Collaborative Learning“ steht.

Zoomt man aus, kann man die (chrono-)logische Anordnung der Begriffe bzw. Begriffskategorien und das strukturierende Ordnungsgerüst sehen. Es ist das tragende Fundament, auf dem die vielen Aspekte des Lernens ruhen.

Noch weiter ausgezoomt, aus der Vogelperspektive des Kranführers, erblickt man Erstaunliches: Es gibt ihn doch, den großen Bauplan! Der mehrstufige Paradig-menwechsel bildet den Grundriss. Von ihm aus lässt sich die Architektur des Ler-nens, wenn man Baustein für Baustein in logischer Anordnung aneinanderfügt, erstaunlich scharf in die Zukunft projizieren.

CHANGEMANAGEMENT

Das gesellschaftliche Changemanagement der Paradigmenwechsel 1.0 und 2.0 hat an vielen Stellen grandios versagt: Zu spät, zu planlos, zu kleinmütig und nicht selten auf falscher Problemhöhe hat man, unter Verzicht auf Gestaltungsmöglich-keiten, auf den Wandel reagiert. Und nun? Da capo? Sollen doch die anderen die Zukunft bauen? Wir ziehen in die fertigen Neubauten ein und entscheiden nur noch, welche Muster die Tapeten und Vorhänge haben?

BIG Picture ist eine interdisziplinäre Zusammenschau aus mehr als 30 medialen Experten-Statements zum Thema „Lernen gestern – heute – morgen“. Sie bietet Gelegenheit, künftige Methoden kennenzulernen sowie eigene Lernansätze im großen Ganzen zu verorten und Strategien Richtung Zukunft zielgerichtet anzuge-hen. Die digitale Revolution ist ein globaler, gesamtgesellschaftlicher Innovationspro-zess. Will man ihn mitgestalten, muss man sich seinen Herausforderungen stellen. Und zwar radikal visionär! Für Lernen gilt das in besonderem Maße. Denn nur, wenn wir jetzt schon vorausschauend das richtige Fundament legen, wird Bildung den komplexen Ansprüchen einer grundlegend neu geordneten digitalen Gesellschaft der Zukunft gewachsen sein. http://www.zorah-mari-bauer.de/forschung/lernen/big_picture

BIG Picture – Paradigmenwechsel des Lernens Strategic Research by zorah-mari-bauer.de

Das vollständige BIG PICTURE ist abrufbar unter: http://www.zorah-mari-bauer.de/forschung/lernen/big_picture/


Weitere Informationen zur Initiative "Lernen in der digitalen Gesellschaft – offen, vernetzt, integrativ".



Autoren
Tom Schlansky
Kristin Narr
Tom Schlansky
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