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Video-Blogger Statements - Internet and Human Rights

Video-Blogger Statements - Internet and Human Rights

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Isabel Gahren, Linda Walter, Ole Wintermann

Das Thema „Menschenrechte und Internet“ der 5. Initiative ist breit und lässt viel Spielraum für unterschiedliche Ansätze. Diese Breite birgt jedoch auch die Gefahr, dass wichtige Perspektiven außer Acht gelassen werden: Eine hautsächlich aus Europäern bestehende Expertengruppe hat immer auch einen europäischen Blickwinkel. Themen wie Vorratsdatenspeicherung, Privatheit oder Internet Governance sind allzu oft theoretische, politische oder juristische Diskurse in einer Welt, in der Menschenrechte häufig nur unzureichend „offline“ bewahrt werden. Folglich erschien es uns notwendig, Menschen in Ländern zu befragen, die unmittelbar und ganz konkret im Alltag von verschiedenen Menschenrechtsverletzungen betroffen sind. Wir wollten von ihnen wissen, in welcher Art und Weise das Internet ihnen helfen kann, diese Verletzungen nicht nur zu dokumentieren, sondern die Menschenrechte und sich selbst auch zu schützen – und dies nicht nur online, sondern auch offline.

Inhaltsverzeichnis

Der Verletzung der Menschenrechte ein Gesicht geben

Folglich haben wir uns zur Aufgabe gemacht, den Expertenkreis um Menschen aus anderen Teilen der Welt und deren Sichtweise auf das Thema „Menschenrechte und Internet“ virtuell zu erweitern. Über die Plattform futurechallenges.org der Bertelsmann- und das Netzwerk der Konrad-Adenauer-Stiftung haben wir Blogger aus aller Welt gebeten, ein Video zu der Frage zu realisieren, welche Menschenrechte in ihrem Land verletzt werden und welche Rolle das Internet im Kampf gegen diese Verletzungen spielt.

Ob chilenische Indigene, die das Internet als Mittel für ihren Kampf um Land für sich entdeckt haben, oder eine pakistanische Band, die mit einem Lied via YouTube für ein offeneres Pakistan kämpft: Alle Videos zeigen, dass das Internet Menschen eine Stimme gibt.

Diese Idee steht auch hinter der Kampagne, die wir ins Leben rufen wollen. Unter dem Namen irrepressiblevoices.org kreieren wir eine Plattform, die visuelle Dokumentationen und Botschaften für den Schutz von Menschenrechten und Meinungsfreiheit sammelt. Wir wollen gemeinsam mit erfahrenen und starken Partnern im Bereich der Menschenrechte ein Sprachrohr für all jene anbieten, die online oder offline in irgendeiner Weise eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheitsrechte und der Menschenrechte erfahren mussten.

Erste Videos und der „Call to Action!“ unter irrepressiblevoices.org.

Wie alles begann ...

Im Rahmen der Vorbereitung für die 5. Initiative wurde deutlich, dass wir auf dem Weg waren, Menschenrechte und ihre Beziehung zum Internet allein im geschützten Berliner Raum zu diskutieren. Wir beschlossen daher, Menschenrechte und Internet nicht nur in der nationalen Comfort Zone zu betrachten, sondern auch die globale Perspektive einzunehmen. Wir wollten der Thematik durch Videos von Bloggern aus aller Welt, die ihre Perspektive zu „Menschenrechte und Internet“ einbringen, ein menschliches Antlitz verleihen. Mit diesem visuellen Dokument lag uns auch daran, sicherzustellen, dass der hier vorliegende Abschlussbericht kein reines Textdokument wird.

Worum geht es? – Warum ist das Thema ein Thema?

Schnell wurde auch mit Blick auf die gleichzeitig tagenden inhaltlichen Arbeitsgruppen des Co:llaboratory deutlich, dass es verschiedene inhaltliche Ebenen der Herangehensweise an das Thema gibt: Wie lassen sich klassische Menschenrechte auf das Netz übertragen? Welchen Beitrag kann das Internet zur Durchsetzung von Menschenrechten leisten? Ist der Zugang zum Internet selber ein Menschenrecht oder ein Garant der Menschenrechte?

Auf diesen verschiedenen Perspektiven basierend haben wir uns entschieden, folgende zentrale Frage an die Blogger der Netzwerke von Bertelsmann- und Konrad-Adenauer-Stiftung zu stellen:
“Where human rights are ignored or challenged, how could the Internet, social media or communication technologies empower the people to defend and support human rights?”

Die nächste Herausforderung bestand dann darin, diese Meta-Frage auf der individuellen Ebene zu operationalisieren, sie erfahrbar und transportabel zu gestalten. Wir wollten erfahren: Wie erleben die Blogger in ihren jeweiligen Ländern Repressalien und Verletzungen ihrer Menschenrechte? Welche Berührungen haben sie mit dem Thema, sind sie am Ende sogar persönlich betroffen?

Wir wollten den Menschen vor Ort die Möglichkeit geben, ihre persönliche Geschichte zu erzählen, aus ihrem eigenen Blickwinkel. Wir haben versucht, den Bloggern Ideen und Hilfestellungen an die Hand zu geben, wie sie ihr Video zu einer nahbaren Erfahrung ausbauen können: Nutze eine persönliche Erfahrung, die du mit dem Thema gemacht hast. Beschreibe eine Geschichte, in der du selbst die Hauptperson darstellst. Nutze Verfremdungstechniken wie Scherenschnitt, Zeichnungen, anderes Videomaterial oder Onlinecomics, um deine Geschichte erfahrbarer, kreativer und ungewöhnlicher zu machen.

Auf dieser Basis haben die Blogger der Plattform futurechallenges.org der Bertelsmann Stiftung und des Netzwerks der Konrad-Adenauer-Stiftung Video-Statements zu unterschiedlichen Menschenrechtsthemen erarbeitet, die sehr eindrücklich die unmittelbare Betroffenheit – abseits theoretischer Grundsatzdebatten – darlegen:

Bhumika Ghimire hat sich mit der Rolle von Onlinekampagnen im Frauenrechtsschutz in Nepal beschäftigt. Die gebürtige Nepalesin lebt seit Jahren in den USA in New Jersey. Bloggen ist ihre Leidenschaft, und so verstaubt ihr MBA in der Ecke, während sie versucht, gleichzeitig Mutter und engagierte Bürgerin zu sein.

Maria Farooq aus Pakistan stellt anhand einer kurzen Geschichte dar, wie SOPA (Stop Online Piracy Act) und ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement) sich auf das Leben junger, auf das Internet angewiesener Menschen auswirken können. Maria ist Englischlehrerin und Stipendiatin des COMSATS Institute of Information Technology in Islamabad.

Bilal Khalid aus Pakistan zeigt, wie der Brüdermord von Sialkot durch Videos im Internet zu einem Thema in der Weltöffentlichkeit wurde. Bilal ist Student und engagiert sich in unterschiedlichen Organisationen in seiner Heimatstadt Lahore. Neben Projekten in seiner Heimat, wie der Renovierung eines Waisenhauses, war er als studentischer Botschafter bereits in England und den USA.

Iris Gonzales von den Philippinen illustriert, wie das Internet als Waffe gegen die andauernde Straflosigkeit eingesetzt werden kann. Iris arbeitet in Manila als Journalistin und Bloggerin. Wichtig sind ihr dabei die Themen Menschenrechte und Entwicklung, über die sie in Zeitungsartikeln und auf ihrem Blog irisgonzales.blogspot.com schreibt.

Farhan Janjua aus Pakistan beschäftigt sich damit, wie das Internet genutzt werden kann, um gegen die Einschränkung von Religionsfreiheit zu kämpfen. Der Amateurfilmemacher und Aktivist zeigt, wie ein Musikvideo auf YouTube die Problematik in die Welt trägt. Farhan ist Journalist und Regional Editor bei futurechallenges.org. Er betreibt außerdem den mit einem Preis ausgezeichnete Blog guppu.com.

Blanca Vera Mella aus Chile zeigt, wie das Volk der Mapuche für seine Rechte im Internet einsteht. Blanca arbeitet zurzeit für eine Softwarefirma, unterrichtet in ihrer Freizeit und engagiert sich für die soziopolitische Kultur ihres Landes im Radio und im Internet. Ziel ist es, auf Missstände in der Gesellschaft aufmerksam zu machen und die Chilenen für mehr politische Teilhabe zu sensibilisieren.

Levi Kabwato aus Südafrika macht deutlich, wie wichtig Training für digitale Medien ist, um Menschenrechtsverletzungen in Afrika zu dokumentieren. Levi arbeitet als Programmspezialist für das Media Freedom Monitoring & Research Program des Media Institute of Southern Africa (MISA). Seit Jahren setzt er sich als Medienaktivist für Menschenrechte, Wahlbeobachtung, Informations- und Meinungsfreiheit ein.

“The Internet has enabled us to work like a proper democracy, every voice, every cause matters and everybody can make a difference.” (Bilal Khalid, Pakistan)
Das Ergebnis besteht aus vielen verschiedenen kreativen und fundierten visuellen Dokumentationen, die zeigen, wie das Internet als tool und mehr noch als enabler für Menschenrechte dienen kann. Auf unterschiedliche Weise demonstrieren die Blogger, wie das Internet Menschen, die Repressalien ausgesetzt sind oder diese befürchten müssen, hilft, sich zu organisieren und tools wie Social Media effektiv für Kampagnen (campaigning) und zum Erzeugen von Aufmerksamkeit (awarenessraising) zu nutzen.

Daraus wird deutlich: Das Internet und der Zugang zum Internet befähigen die Menschen, auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen, und dies stärkt (empowers) die Communities, die bisher politisch oder kulturell marginalisiert wurden.

“Internet gives me the opportunity to reach out to other people. People from around the world can come together for a cause, with very little effort in terms of cost and time. And because of growing influence of social media, mainstream media has started to see online voices more favorably. That is the power of internet - the opportunity to organize, collaborate and network for a cause.” (Bhumika Ghimire, Nepalesin)

Die Videos sind in der Co:Base und auf der Internetseite irrepressiblevoices.org in voller Länge sowie im Zusammenschnitt im „Best of“ der Videos zu sehen.

Das „Best of“ als visuelles Statement bereicherte nicht nur den Abschluss-Workshop. Es zeigte vielmehr, dass ein großes Interesse der Blogger an einer zentralen und engagierten Plattform besteht, auf der sie ihrem Bedürfnis nach mehr Schutz der Menschenrechte Ausdruck verleihen können.
“Internet is the source of progressing educational standards and getting equal standards of education is the right of every human being – rich or poor. Internet is playing an instrumental role in the construction of free minds and disseminating information indiscriminately.” (Maria Farooq, Pakistan)

Deshalb haben wir uns entschlossen, die Aktion auch nach der Initiative fortzusetzen.

Wie soll es weitergehen?

Wir wollen mit irrepressiblevoices.org eine Plattform ins Leben rufen, auf der wir Menschen dazu animieren, ihrer Stimme Gehör zu verschaffen. Der thematische Schwerpunkt des Projekts soll auf dem Menschenrecht „Meinungsfreiheit“ liegen, denn nirgendwo kann man besser für dieses Recht kämpfen als im überstaatlichen Internet.

Bis zur Menschenrechtskonferenz der Bundesregierung im September wollen wir die Plattform zu einem „dedicated channel“, einem kuratierten und journalistisch aufbereiteten Kanal mit Dokumentationen sowie Bild- und Filmmaterial weiterentwickeln. Dabei setzen wir auch auf die Funktion von Multiplikatoren der einzelnen Netzwerke. Angestrebt werden ebenso Kooperationen mit interessierten Institutionen und NGOs. Auch einzelne Aktivisten sind jederzeit aufgerufen, sich uns anzuschließen und Menschen ohne Menschenrechte eine Stimme im Internet zu geben.

So wollen wir durch irrepressiblevoices.org zeigen, dass der „Katalysator“ Internet die Voraussetzungen schaffen kann, Menschenrechte durchzusetzen und zu schützen sowie sozialen Wandel in Staaten einzuläuten, welche die Menschenrechte verletzen. Unsere zentrale Plattform bietet dafür die Infrastruktur. Aktivisten, Blogger, Journalisten und engagierte Bürger/innen sollen sie nutzen, um ihre audiovisuelle Botschaft für den Kampf für die Menschenrechte zu artikulieren und zu verbreiten.

Weitere Informationen zu irrepressiblevoices finden sich hier.

“Our mission is to encourage as many people as possible from all over the world to produce their own visual footage in which they share their own links to human rights implementation via using the Internet as a new tool of empowerment.” (irrepressiblevoices.org)

Autoren
Sherry Basta
Linda Walter
Sherry Basta
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