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Whitepaper OER Kapitel 2

Whitepaper OER Kapitel 2

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Open Educational Resources (OER) für Schulen in Deutschland

Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012, v1.0

M. Bretschneider, J. Muuß-Merholz, F. Schaumburg. Internet & Gesellschaft Co:llaboratory - CC 3.0 BY (DE)

2. Entstehung, Stand der Dinge

Die Idee von OER lässt sich im Kontext der open source- und open content-Bewegungen verorten. Mit beiden teilt sie den Anspruch, dass die Endprodukte frei zugänglich und unter wenig restriktiven Lizenzen weiter verwendbar sind.

Entstehung

Als Startpunkt, bei dem OER innerhalb einer größeren Öffentlichkeit thematisiert wird, lässt sich 2001 das Projekts „Open Courseware“ (OCW)[1] des Massachusetts Institute of Technology (MIT) benennen. Dabei wurden und werden digitale Lehr- und Lernmaterialien der Universität, die zu Kursen zusammengefasst sind, frei zugänglich veröffentlicht.

Im Jahr 2002 verwendet die UNESCO erstmals den Begriff „Open Educational Resources” im Tagungsbericht zum „Forum on the Impact of Open Courseware for Higher Education in Developing Countries“.[2]

Ein Meilenstein für das Thema war 2007 die Cape Town Open Education Declaration[3], das Ergebnis eines Treffens zum Thema „Open Sourcing Education“, das von der Shuttleworth Foundation und dem Open Society Institute veranstaltet wurde. 2.323 Einzelpersonen und 243 Organisationen haben die Erklärung bisher unterzeichnet.[4] Kernpunkt der Absichtserklärung sind drei Strategien zur Verbreitung der Idee von Bildung mithilfe von OER, die mehr Menschen Zugang dazu verschafft.

2009 ist die kalifornische „digital textbook initiative[5] des damaligen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger ein Moment, in dem die Diskussion um OER breitere Kreise zieht, weil erstmals nicht mehr nur „freiwillig“ interessierte Personen davon betroffen sind. Mittelfristig sollen diese digitalen Lehrbücher die ursprünglichen ablösen.

Ab Ende Oktober 2011 sorgt das unter dem Begriff „Schultrojaner“ bekannt gewordene Programm für Aufregung in der (Edu-)Bloggerszene, aber auch in den Medien allgemein. Das Programm sollte Schulrechner auf urheberrechtlich geschützte Werke untersuchen, wird aber 2012 noch nicht zum Einsatz kommen.[6] Grund dafür war ein neuer Vertrag zwischen Rechteinhabern und den 16 Bundesländern (mehr dazu im Kapitel über Urheberrecht an Schulen, Abschnitt Zum Schultrojaner). Daraufhin entsteht im Netz eine Debatte um OER als Alternative zu den von Schulbuchverlagen zur Verfügung gestellten Unterrichtsmaterialien.

Fortgesetzt und vertieft wird die Diskussion Mitte November auf dem EduCamp 2011 in Bielefeld [7], an deren vorläufigem Ende Absichtserklärungen unterschiedlicher Akteure stehen (mehr dazu im Kapitel Akteure, Beteiligte, Betroffene von Open Educational Resources). Auch die Heinrich-Böll-Stiftung beschäftigte sich in Form einer Podiumsdiskussion in ihrer Reihe „Gespräche zur Netzpolitik“ mit dem Thema.[8]

Im Anhang findet sich eine ausführliche Übersicht mit wichtigen Ereignissen der Entwicklung von 2001 bis 2009.

Stand der Dinge 2012

Die Umsetzung der verschiedenen Absichtserklärungen vom EduCamp kommt unterschiedlich voran: Online ist inzwischen der Blog www.cc-your-edu.de, der Informationen für Lehrende bietet, die von ihnen erstellte Materialien unter einer CC-Lizenz veröffentlichen wollen (siehe auch das Kapitel Urheberrecht an Schulen).

Daneben gibt es neue kommerzielle Ansätze im Bereich der digitalen Lehr- und Lernmaterialien, von denen das Thema OER allerdings kaum profitiert: Im Januar stellt Apple iBooks Author vor, eine kostenlose Software, mit der interaktive Schulbücher hergestellt werden können.[9] Sie richtet sich aufgrund ihrer leichten Bedienbarkeit auch an Laien, die multimedial angereicherte und mit anderen Dokumenten verknüpfte Texte erstellen wollen. Apple zielt mit der Autorensoftware und mit der Konsumenten-App iBooks 2[10] auf eine Etablierung im Bildungsmarkt ab.[11]

Anfang Februar stellen 27 (darunter alle großen) deutsche Schulbuchverlage das Portal „Digitale Schulbücher[12] vor, wo sukzessive digitale, interaktiv angereicherte Versionen bereits existierender Schulbücher angeboten werden.

Im Februar wird das Thema zunehmend auch in politischen Kreisen ins Auge gefasst: Die Landtage von Brandenburg und Sachsen-Anhalt (zum Teil in Zusammenhang mit dem „Schultrojaner“) beschäftigen sich in Form von Anträgen bzw. Kleinen Anfragen mit freien Lehrmaterialien für Schulen. Mehr dazu im folgenden Kapitel, im Abschnitt „Parteien”.

Ende März beginnt Creative Commons (siehe Creative Commons im folgenden Kapitel) damit, eine Datenbank anzulegen, in der Verfahren und Richtlinien zur Erstellung, Nutzung und Verbreitung von OER gesammelt werden (OER Policy Registry)[13]. Die Nutzer werden aufgerufen, beim Aufbau der Datenbank zu helfen, indem sie ihnen bekannte Verfahren und Richtlinien ergänzen, sich an der Qualitätssicherung und der weiteren Bekanntmachung beteiligen.

Über die beiden kommerziellen Angebote von Apple und den Verlagen ist zumindest das Thema „klassische digitale Unterrichtsmaterialien” in den Medien präsent, während OER nach wie vor in erster Linie innerhalb eines kleinen Kreises von Interessierten diskutiert werden. Die Beschränkungen, die diese neuen Angebote hinsichtlich ihres urheberrechtlichen Schutzes mit sich bringen, unterstützen und fördern aber diese Diskussion.


  1. http://ocw.mit.edu [gesichtet: 2012-03-07]
  2. http://unesdoc.unesco.org/images/0012/001285/128515e.pdf [gesichtet: 2012-02-20]
  3. http://www.capetowndeclaration.org/ [gesichtet: 2012-02-16]
  4. http://www.capetowndeclaration.org/list_signatures, [gesichtet: 2012-02-16]
  5. http://www.clrn.org/fdti/ [gesichtet: 2012-03-07]
  6. http://netzpolitik.org/2011/der-schultrojaner-eine-neue-innovation-der-verlage/ und http://netzpolitik.org/2011/etappensieg-der-schultrojaner-ist-vorerst-gestoppt/ [gesichtet: 2012-03-07]
  7. http://educamp.mixxt.de/networks/wiki/index.archiv-ec11-8 [gesichtet: 2012-03-07]
  8. http://www.boell.de/calendar/VA-viewevt-de.aspx?evtid=10604 [gesichtet: 2012-03-07]
  9. http://itunes.apple.com/de/app/ibooks-author/id490152466?mt=12 [gesichtet: 2012-03-07]
  10. http://www.heise.de/download/ibooks-1174632.html [gesichtet: 2012-03-07]
  11. http://www.sueddeutsche.de/digital/ibooks-apple-will-den-schulbuchmarkt-erobern-1.1262365 [gesichtet: 2012-03-07]
  12. http://www.digitale-schulbuecher.de [gesichtet: 2012-03-07]
  13. http://creativecommons.org/weblog/entry/32072 [gesichtet: 2012-03-27]
Autoren
Kristin Narr
Kristin Narr
Sebastian Haselbeck
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