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Free and Open Source, Open Access, Creative Commons und E-Learning – Free and Open Source Software

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Free and Open Source, Open Access, Creative Commons und E-Learning – Remix Culture für das Lernen mit digitalen Medien

Maik Stührenberg & Sebastian Seitz (14. März 2013) Dieses Werk bzw. Inhalt steht unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz

Free and Open Source Software

Die Abkürzung FOSS steht für „Free and Open Source Software“ (freie und quelloffene Software) und ist eines von diversen Akronymen, welche eine spezifische Form von Software bezeichnen. Diese ist je nach Definition durch unterschiedliche lizenzrechtliche Kriterien charakterisiert. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie den Quellcode der Software frei verfügbar machen und er verändert und mit anderen geteilt werden darf, weitere Abkürzungen können FS (Free Software), OSS (Open Source Software) oder FLOSS (Free/Libre Open Source Software) sein. Im Allgemeinen gibt es zwei große Organisationen, welche eine Softwarelizenz als FOSS-Lizenz einstufen. Hierbei handelt es sich um die Free Software Foundation (FSF) und die Open Source Initiative (OSI). Während Erstere vor allem den Aspekt der Freiheit als entscheidendes Kriterium für FOSS definiert, steht für die OSI der Aspekt des besseren Entwicklungsmodells im Vordergrund (Raymond 2000). In der Praxis ergeben sich daraus allerdings äußerst selten unterschiedliche Einstufungen von FOSS-Lizenzen (vgl. Free Software Foundation 2012a; Open Source Initiative).

Historische Entwicklung

FOSS nimmt in der Diskussion um Themen wie Open Educational Resources (OER) oder Open Access (OA, vgl. Abschnitt 6) eine Sonderrolle ein, die historisch begründet ist. Denn aus ihr heraus entwickelten sich die Bewegungen, die heute OA oder OER vorantreiben (Angster und Uphoff 2009; OECD 2007, S. 32). Teilweise erkennen Autoren in dem Gesamtphänomen eine soziale Bewegung, die sich grob mit dem Begriff des Open Movement umschreiben lässt. Die Definition ist nicht unstrittig und auch wenn ein gemeinsamer Ursprung so wie ein gemeinsames Ziel erkennbar sind, wirkt die Kategorisierung eher unscharf (vgl. Baack 2012). Die FOSS-Bewegung, deren Ursprünge in der Wissenschaft zu finden sind (Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft – Projektgruppe Interoperabilität, Standards, Freie Software 2013), fällt auch durch soziale und gesellschaftliche Forderungen auf (Zimmermann 2004). Die wissenschaftlichen Prinzipien des Teilens, des Verbesserns und des gemeinsamen Arbeitens zum Wohle aller finden sich daher auch in den entsprechenden Lizenzmodellen von FOSS wieder. Das freie Zirkulieren von Wissen steht dabei im Mittelpunkt und gehört schon seit den Athenern zur Tradition der Universität (vgl. Grassmuck 2004). Zusätzlich zu einem gemeinsamen Ursprung verfolgen alle Strömung ein ähnliches Ziel, nämlich den Zugang zu Wissen möglichst vielen Menschen unabhängig von sozialem Stand zu ermöglichen. Während sich dies Außenstehenden bei OER oder OA oftmals leicht erschließt, scheint es für viele Menschen schwieriger zu sein, das Prinzip auf den Quellcode von Software zu übertragen. Für die Vertreter der FOSS-Bewegung war es stets klar, dass der Programmcode, als eigene wissenschaftliche Leistung, den gleichen Kriterien zu unterliegen hat, wie ein sonstiger Wissenszugewinn innerhalb der universitären Welt. So wird der Code als Wissen begriffen, welches wieder zugunsten der Gemeinschaft genutzt werden sollte (Reckmann 2007, S. 16). Verständlicher wird dieses Prinzip, wenn man bedenkt, dass in den Anfängen der Softwareentwicklung ausschließlich FOSS existierte und proprietäre Software erst später aufkam. Grund dafür war, dass Software vor allem dazu diente, die erworbene Hardware nutzbar zu machen und das Teilen des Programmcodes dadurch quasi zwingend nötig war (vgl. Grassmuck 2004, S. 202f.; Stallman 2012).

Freie Software-Lizenzen

Wie auch in den Bereichen OA und OER werden die rechtlichen Eigenschaften, die FOSS ausmachen, durch ihre Lizenz definiert. Die bekannteste und am häufigsten genutzte FOSS-Lizenz ist die GNU General Public Licence (GNU GPL), welche von der Free Software Foundation herausgegeben wird. Sie erlaubt es das Programm gemäß den sogenannten vier Freiheiten zu jedem Zweck auszuführen, seine Funktionsweise zu untersuchen und ggf. anzupassen, es zu kopieren, weiterzugeben und zu verbessern (vgl. Free Software Foundation 2012b). Sie beinhaltet außerdem das sogenannte Copyleft, was sicherstellt, dass eine Weiterverarbeitung oder Veränderung des Quellcodes nur erlaubt ist, wenn das daraus resultierende Werk unter denselben lizenzrechtlichen Bedingungen weitergegeben wird. Das Copyleft ist daher vergleichbar mit dem „ShareAlike“ der Creative-Commons-Lizenz (vgl. Abschnitt 8). Die diesem Prinzip zugrunde liegende Idee, das einmal von bestimmten Menschen zum Wohle aller erarbeitete Wissen weiterhin für alle sicherzustellen, ist ebenso in der wissenschaftlichen Tradition zu finden. Auch ist es auf die moderne Schule übertragbar. Hier werden Werte wie Gemeinschaftsgeist, Demokratie und das Teilen von Wissen als Prinzipien vermittelt. Neben der GNU GPL existieren noch eine erhebliche Anzahl an weiteren Lizenzen, die je nach Einstufung durch die unterschiedlichen Institutionen als FOSS-Lizenz gelten, oder eben nicht. Viele der Unterschiede sind Feinheiten, welche sich vor allem dann bemerkbar machen, wenn es darum geht den Programmcode zu verändern und in irgendeiner Art und Weise weiterzuverarbeiten. Diese spielen für den alltäglichen Betrieb einer Schule meist eine untergeordnete Rolle bzw. beeinflussen die Schule nur indirekt.

Potenziale für Bildungseinrichtungen

Für die (Hoch-)Schule ergeben sich durch die genannten Lizenzbedingungen Möglichkeiten und Chancen aber auch Risiken, welche abgeschätzt werden müssen. Es können drei Themenkomplexe dargestellt werden, in welchen sich diese Faktoren abbilden lassen:

  1. Soziales: Eine FOSS-Lizenz erlaubt die neben der Ausführung der Software zu jedem Zweck deren uneingeschränkte Weitergabe. Für den (hoch-)schulischen Einsatz bedeutet das, dass die in der (Hoch-)Schule eingesetzte Software an alle Lehrenden und Lernenden weitergegebenen werden darf. Auf diese Weise können Kinder und Studenten aus sozial schwächeren Familien mit der gleichen hochwertigen Software versorgt werden, die sie in der (Hoch-)Schule nutzen. Es entsteht ein Raum, in welchem die kommerziellen Interessen zweitrangig sind und Abhängigkeiten von Großkonzernen gemindert werden. Dies spielt besonders für Lehrkräfte eine wichtige Rolle bei der Wahl von Software (vgl. Bingel 1999; Michel 2011, S. 4). Durch den konsequenten Einsatz von offenen Formaten in FOSS (vgl. Abschnitt 8) ist eine Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden (z. B. beim Austausch von Dateien) prinzipiell auch beim Einsatz unterschiedlicher Software möglich.
  2. Wirtschaftlichkeit: Ein häufig im Kontext von FOSS angeführtes Argument ist die Wirtschaftlichkeit. Durch die Möglichkeit die Software ohne Lizenzgebühren auf beliebig vielen Endgeräten zu verwenden, lassen sich zumindest die Anschaffungskosten reduzieren. Allerdings ist das Argument nicht unstrittig, da durch Administration, Einrichtung, Wartung sowie Schulung des Personals zusätzliche Kosten entstehen können. Oft resultieren diese durch das Hinzuziehen eines externen Partners, welcher die Aufgaben für die (Hoch-)Schule übernimmt. Ein problematisches Feld umfasst die Haftung bei Problemen mit der Software. So schließt beispielsweise die GNU GPL Version 3 jegliche Haftung für durch das ausgeführte Programm verursachte Schäden aus.[1]
  3. Bildungstheoretische Authentizität: Die FOSS zugrunde liegenden Prinzipien des Teilens, der Offenheit und der Weiterentwicklung zum Wohle aller finden sich ebenso in der modernen Schule wieder. Sie stellen sich ganz konkret in Konzepten, wie z.B. dem kooperativen Arbeiten dar und bilden zugleich die Basis unseres Erziehungssystems. Dieses hat zum Ziel die Kinder „im Geiste der [...] Demokratie“[2] und „in freier, demokratischer Gesinnung“[3] zu bilden. Dieses demokratische Grundprinzip ist, wenn auch nicht immer eindeutig und unstrittig (vgl. Boehm 2012), tief im Selbstverständnis von FOSS verwurzelt. Es beginnt auf der Produktionsebene der Software und manifestiert sich später in der Wahl einer FOSS-Lizenz. Hierbei geht es „weniger [um] die technischen Verfahren, sondern vor allem [um] die individuelle Motivation und die soziale Organisation. Diese Produktionsweise ist gekennzeichnet durch Wertfreiheit, Selbstorganisation, Globalität und Selbstentfaltung“ (Merten und Meretz 2005, S. 294). Der Einsatz in der (Hoch-)Schule kann daher als die Übertragung dieser Prinzipien sowohl auf technischer, als auch ideeller Ebene betrachtet werden. Diese Erkenntnis scheint sich zu verbreiten und die pädagogischen Entscheidungen von Bildungsträgern zu beeinflussen: „Open Source im Sinn von Offenheit gegenüber neuen Lösungsansätzen wird an zahlreichen Bildungseinrichtungen als Modell für Lernende und Lehrende zugleich genutzt, da Freie Software eine handlungsorientierte Pädagogik unterstützen kann.“ (Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft – Projektgruppe Interoperabilität, Standards, Freie Software 2013, S. 71)

Im Gegensatz zu den technischen Voraussetzungen verändern sich die Universitätslandschaft und die Abläufe an Universitäten nur langsam. Der Humboldtsche Grundgedanke des Lernens ist weiterhin aktuell, neue Lehr- und Lernformen sind vorrangig im Rahmen von Leuchtturmprojekten oder engagierten Einzelinitiativen zu finden.



  1. Die Lizenz ist einzusehen unter http://www.gnu.org/licenses/gpl-3.0.en.html, Stand: 28.02.2013.
  2. Zitat aus Artikel 7, Absatz 2 der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen, einzusehen unter http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/GB_II/II.2/Gesetze/Verfassung_NRW.jsp, Stand: 28.02.2013.
  3. Zitat aus Artikel 33 der Verfassung für Rheinland-Pfalz, einzusehen unter http://www.rlp.de/unser-land/landesverfassung/, Stand: 28.02.2013.
Autor
Kristin Narr
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