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Whitepaper OER Kapitel 1

Whitepaper OER Kapitel 1

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Open Educational Resources (OER) für Schulen in Deutschland

Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012, v1.0

M. Bretschneider, J. Muuß-Merholz, F. Schaumburg. Internet & Gesellschaft Co:llaboratory - CC 3.0 BY (DE)

1. Thema, Rahmen, Relevanz

Kontext und Ziel

Im Auftrag der Ohu Digitale Integration und Medienkompetenz des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory entsteht dieses Whitepaper im Februar / März 2012. Das Papier soll zwei Ziele erfüllen: Zum einen kann es für Betroffene und Interessierte Einstieg und Überblick zum Thema bieten. Vor diesem Hintergrund ist das Papier so geschrieben, dass es auch das Grundlagenwissen darstellt. Zum zweiten kann das Whitepaper Ausgang für die weitere Beschäftigung der Ohu mit dem Thema selber sein. Da die Ohu das Ziel verfolgt, Akteure aus verschiedenen Bereichen miteinander ins Gespräch zu setzen, wird ein besonderer Schwerpunkt auf die (potentiell) Beteiligten und Betroffenen gelegt.

Verständnis von Open Educational Resources

Der Begriff Open Educational Resources lässt sich mit offene oder freie Lehr- und Lernmaterialien übersetzen. Es existiert bisher keine konsensfähige Definition des Begriffs. Sowohl die Bedingungen für Freiheit / Offenheit als auch für Lehr- und Lernmaterialien werden unterschiedlich weit gefasst . Der Zusatz „offen” oder (im weiteren) „frei” bezieht sich auf drei Aspekte und Bedingungen:

  1. Der Zugang zu den Materialien soll offen sein. (Daraus folgt eine Kostenfreiheit.)
  2. Die Materialien sollen unter einer Lizenz veröffentlicht werden, die die Weiterbearbeitung und Weitergabe der (bearbeiteten) Materialien ermöglicht.
  3. Software[1], Dateiformate, Standards, die bei Erstellung, Vertrieb, Weiterbearbeitung und Nutzung zum Einsatz kommen, sollen frei zugänglich bzw. unter einer freien Lizenz veröffentlicht sein.

In einem engeren Verständnis von OER müssen diese drei Bedingungen strengere Anforderungen erfüllen, was insbesondere im dritten Punkt zu deutlichen Beschränkungen führt, da die verbreitesten Standards häufig nicht entsprechend offen und lizensiert sind. Häufig wird OER mit einem weiteren Verständnis definiert, bei dem insbesondere das dritte Kriterium nicht erfüllt wird oder das zweite Kriterium nur eine eingeschränkte Freiheit in der Weitergabe bietet (zum Beispiel: nur für nicht-kommerzielle Zwecke).

Auch das Verständnis von Lehr- und Lernmaterialien kann unterschiedlich ausfallen. Dabei lässt sich insbesondere unterscheiden, 1. wie stark das Material explizit für Lernzwecke gedacht ist und 2. wie stark die Rolle des Lehrenden betont wird. Bei der ersten Unterscheidung geht es darum, ob eine Ressource auch dann schon als OER definiert werden kann, wenn sie nicht explizit für Lernzwecke erstellt wurde, wohl aber in Lehr-Lern-Kontexten zum Einsatz kommen kann. Als Beispiel kann die Plattform Open StreetMap dienen, eine Weltkarte, die die oben aufgeführten drei Kriterien zwar voll erfüllt, aber nicht explizit als „educational“ erstellt wird, aber natürlich in Lehr-Lern-Kontexten genutzt werden kann. Bei der zweiten Unterscheidung geht es um die Frage, ob auch learning resources unter OER gefasst werden können, die unabhängig von einem institutionalisierten Lernkontext genutzt werden können, also im Sinne von informellem Lernen.

Konkretisierung innerhalb dieses Whitepapers

Unter Educational Resources fassen wir im Rahmen dieses Papiers alle Materialien, die didaktisch für Lehr- und / oder Lernzwecke aufbereitet sind. Open Educational Resources (OER) sind entsprechend der oben angeführten Definition Lehr-Lern-Materialien mit 1. offenem Zugang, 2. offenen Lizenzen und (in der Regel) 3. offenen Standards.

Wir fokussieren in diesem Papier fünffach:

  1. Wir betrachten den Bereich Schule und lassen z.B. Hochschule oder informelle Bildung außen vor.
  2. Wir konzentrieren uns auf didaktisch aufbereitete Inhalte und vernachlässigen das Feld der „Rohmaterialien” wie z.B. Fotoarchive oder Datenbanken, die selbstverständlich auch für das Lernen relevant sein können, aber den Rahmen der Definition sprengen.
  3. Es geht vor allem um Materialien, die in digitaler Form verfügbar sind, da diese hinsichtlich ihrer Kopier- und Weiterverarbeitbarkeit eine neue Qualität bieten, aber auch neuen urheberrechtlichen Rahmenbedingungen unterliegen.
  4. Zum vierten setzen wir einen Schwerpunkt auf Textformen, da diese im institutionalisierten Bildungsbereich, vor allem in der Schule, die vorherrschende Medienform darstellen, auch wenn multimediale und interaktive Formen weiter an Bedeutung gewinnen.
  5. Wir konzentrieren uns im Wesentlichen auf Deutschland und die für Deutschland relevanten Entwicklungen.

Ergänzung zu 2.: Unter dem Begriff Lehr- und Lernmaterialien werden im Bereich der Schulmaterialien verschiedene Produkte zusammengefasst, darunter:

  • Schulbücher und dazugehörige, zum Teil bundesland- und schulartspezifische Kranzprodukte (zum Beispiel Workbooks)
  • Unterrichtshilfen (zum Beispiel Kopiervorlagen oder ergänzendes Anschauungsmaterial wie Videos)
  • Lehrerfachinformationen (zum Beispiel Basis- und Grundlagenwissen, Fachbücher und -artikel)

Lernhilfen (zum Beispiel für den Nachmittagsbereich)

Verwandte Themen

Das Thema OER ist eingebettet in die Kontexte der pädagogisch-didaktischen Sphären zum einen und verschiedener Open-…-Bewegungen der informationellen Sphären andererseits. Letztere betreffen zum Beispiel die Themen Open Content, Open Source, Open Access, Open Data, Open Bibliographic Data, Open Science, Open Government, Open Everything. Die genannten Themenfelder sind in Anhang 1 kurz beschrieben.

Update 26.3.2012

Der fehlende Konsens zum Verständnis, was unter OER zu fassen sei, spiegelt sich auch im Aufruf von creativecommons.org vom 26.3.2012. Unter der Überschrift “OER Policy Registry: Request for Help”# wird zur Erstellung einer “Open Educational Resources (OER) Policy Registry”[2] aufgerufen. In dieser Liste werden staatliche Gesetze und nicht-staatliche Richtlinien von OER gesammelt und begutachtet.


  1. Im Regelfall wird von digital vorliegenden Materialien ausgegangen, auch wenn durchaus analoge Materialien existieren.
  2. http://creativecommons.org/weblog/entry/32072 [gesichtet: 2012-04-03]
Autoren
Sebastian Haselbeck
Kristin Narr
Sebastian Haselbeck
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