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Whitepaper OER Anhang 2

Whitepaper OER Anhang 2

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Open Educational Resources (OER) für Schulen in Deutschland

Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012, v1.0

M. Bretschneider, J. Muuß-Merholz, F. Schaumburg. Internet & Gesellschaft Co:llaboratory - CC 3.0 BY (DE)

Anhang 2: Chronologie

2001

Ein wichtiger Impulsgeber war das Projekt „Open Courseware“ (OCW) des Massachusetts Institute of Technology (MIT), das 2001 ins Leben gerufen wurde. Dabei wurden und werden digitale Lehr- und Lernmaterialien der Universität, die zu Kursen zusammengefasst sind, frei zugänglich veröffentlicht. Diese Materialien können auch verändert und weiterverbreitet werden. Inzwischen stehen 2.000 Kurse zur Verfügung.# Insgesamt lassen sich laut Hofmann und Kampl zufolge 2011 8.800 Kurse von 300 Universitäten weltweit im Netz finden.[1]

2002

Im Jahr 2002 verwendet die UNESCO erstmals den Begriff „Open Educational Resources“ im Tagungsbericht zum „Forum on the Impact of Open Courseware for Higher Education in Developing Countries“[2].

2005

In 2005 startet das Centre for Educational Research and Innovation (CERI), das zu OECD gehört, eine 20-monatige Studie zum Thema OER. Darin wurden bisherige Initiativen identifiziert und analysiert. Die Ergebnisse sind in dem Bericht „Giving Knowledge for Free: The Emergence of Open Educational Resources“[3] von 2007 zusammengefasst.

2006

Das Projekt OLCOS (Open eLearning Content Observatory Services) ist das erste rein europäische Projekt, das sich dem Thema OER widmet. Finanziert wird es durch die Europäische Kommission im Rahmen ihres E-Learning-Programms[4]. Das Projektkonsortium besteht aus fünf Institutionen, die von Salzburg Research koordiniert werden. Dazu gehören

  • die Fernuniversität Hagen (Deutschland),
  • das European Centre for Media Competence (Deutschland),
  • das European Distance and E-Learning Network (Ungarn),
  • die Mediamaisteri Group (Finnland),
  • die Open University of Catalonia (Spanien) und
  • Salzburg Research Forschungsgesellschaft (Österreich; Projektkoordination, s.o.)[5]

Das Projekt hat zum Ziel, das Konzept vor OER zu verbreiten, und sowohl die Produktion, als auch die Nutzung voranzutreiben und zu unterstützen. Ein zentrales Produkt des 2007 beendeten Projekts ist die sog. „Roadmap 2012“, die Wege darstellt, wie eine höhere Produktion, Verbreitung und Nutzung von OER erreicht werden kann[6].

2007

Die Cape Town Open Education Declaration von 2007 ist das Ergebnis eines Treffens zum Thema „Open Sourcing Education“, das von der Shuttleworth Foundation und dem Open Society Institute veranstaltet wurde. 2.323 Einzelpersonen und 243 Organisationen haben sie bisher unterzeichnet[7]. Kernpunkt der Absichtserklärung sind drei sog. Strategien zur Verbreitung der Idee einer Bildung mithilfe von OER, die mehr Menschen Zugang dazu verschafft. Die Strategien richten sich an die verschiedenen Akteure, die an der Erstellung, Nutzung und Verbreitung von OER beteiligt sind. Dazu gehören die Gruppe der Lehrenden und Lernenden, die der Verlage und Autoren und die der Bildungs- und politischen Institutionen. Sie werden dazu aufgefordert, ihre Materialien unter einer Creative Commons-Lizenz (CC-Lizenz) zu veröffentlichen, eben solche für die Bildung zu nutzen und die Bedeutung solcher Materialien öffentlich hervorzuheben.

Auf eteaching.org, einem Informationsportal für den Einsatz digitaler Medien vor allem in der Hochschullehre, erscheint ein Experteninterview mit Prof. Dr. Bernd Lutterbeck und Robert A. Gehring zum Thema OER, in dem zentrale Aspekte diskutiert werden[8]. Dr. Bernd Lutterbeck ist inzwischen emeritierter Professor für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität Berlin und war als Berater u.a. für die Bundesministerien für Inneres und Wirtschaft tätig[9]. Robert A. Gehring ist der Leiter des Projektteams „Wissensplattformen/Information/Medienkompetenz“ bei der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg[10].

Die Stuttgarter Erklärung erscheint, deren Ziele es unter anderem sind,

  • die Öffentlichkeit, entsprechende Institutionen und Entscheidungsträger für das Thema Open Content und dessen Potentiale vor allem für die Bildungsarbeit zu sensibilisieren,
  • die Nutzung von Open Content zuträglichen Lizenzen in den beteiligten Institutionen zu fördern und die entsprechenden Lizensierungsmöglichkeiten bekannt zu machen und
  • bestehende Bildungsinhalte als Open Content bzw. generell zur Verfügung zu stellen[11].

Hinter der Erklärung steht das „Bildungsbüdnis Open Content“ aus Baden-Württemberg, das verschiedene Institutionen vereint - darunter das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg und der VHS-Verband Baden-Württemberg. Eine Liste aller Beteiligten bzw. Unterzeichner findet sich hier.

2009

In Kalifornien kündigt der damalige Gouverneur Arnold Schwarzenegger die „[ http://www.clrn.org/fdti/ digital textbook initative]“ an, die die regulären Schulbücher ersetzen soll, zunächst in den Naturwissenschaften und Mathematik an Highschools, später aber in allen Bereichen. Dabei ging es unter anderem um folgende Aspekte:

  • Kosteneinsparung für den Staat, weil weniger Geld für Bücher ausgegeben werden müssen
  • Aktualität der Lernmaterialien[12]

Die Materialien, die im Rahmen der Initiative entstehen, sind zum größten Teil[13] Creative Commons-lizensiert. Sie entsprechen den kalifornischen Standards für akademische Inhalte[14] und werden im Hinblick darauf Reviews unterzogen. Nur wenn sie zu 100 Prozent den Anforderungen entsprechen, werden sie auf der Seite der Initiative über das California Learning Resource Network zur Verfügung gestellt[15]. Inzwischen ist die dritte Projektphase abgeschlossen und es stehen insgesamt über 30 freie Bücher zur Verfügung[16].

Stand der Dinge 2012

Die Umsetzung der verschiedenen Absichtserklärungen vom EduCamp kommt unterschiedlich voran: Online ist inzwischen der Blog www.cc-your-edu.de, der Informationen für Lehrende bietet, die von ihnen erstellte Materialien unter einer CC-Lizenz veröffentlichen wollen (siehe auch das Kapitel Urheberrecht an Schulen).

Daneben gibt es neue kommerzielle Ansätze im Bereich der digitalen Lehr- und Lernmaterialien, von denen das Thema OER allerdings kaum profitiert: Im Januar stellt Apple iBooks Author vor, eine kostenlose Software, mit der interaktive Schulbücher hergestellt werden können[17]. Sie richtet sich aufgrund ihrer leichten Bedienbarkeit auch an Laien, die multimedial angereicherte und mit anderen Dokumenten verknüpfte Texte erstellen wollen. Apple zielt mit der Autorensoftware und mit der Konsumenten-App iBooks 2 auf eine Etablierung im Bildungsmarkt ab[18].

Anfang Februar stellen 27 (darunter alle großen) deutsche Schulbuchverlage das Portal „Digitale Schulbücher” vor, wo sukzessive digitale, interaktiv angereicherte Versionen bereits existierender Schulbücher angeboten werden.

Im Februar wird das Thema zunehmend auch in politischen Kreisen ins Auge gefasst: Die Landtage von Brandenburg und Sachsen-Anhalt (zum Teil in Zusammenhang mit dem „Schultrojaner“) beschäftigen sich in Form von Anträgen bzw. Kleinen Anfragen mit freien Lehrmaterialien für Schulen. Mehr dazu im Kapitel über die Akteure, im Abschnitt „Parteien”.

Ende März beginnt Creative Commons (siehe Creative Commons im Kapitel über die Akteure) damit, eine Datenbank anzulegen, in der Verfahren und Richtlinien zur Erstellung, Nutzung und Verbreitung von OER gesammelt werden (OER Policy Registry). Die Nutzer werden aufgerufen, beim Aufbau der Datenbank zu helfen, indem sie ihnen bekannte Verfahren und Richtlinien ergänzen, sich an der Qualitätssicherung und der weiteren Bekanntmachung beteiligen.

Über die beiden kommerziellen Angebote von Apple und den Verlagen ist zumindest das Thema „klassische digitale Unterrichtsmaterialien” in den Medien präsent, während OER nach wie vor in erster Linie innerhalb eines kleinen Kreises von Interessierten diskutiert werden. Die Beschränkungen, die diese neuen Angebote hinsichtlich ihres urheberrechtlichen Schutzes mit sich bringen, unterstützen und fördern aber diese Diskussion.


  1. Hofmann & Kampl: OER in Universitäten und Schulen. In: Dobusch et al.(2011): Freiheit vor Ort. München: Open Source Press, S. 79.
  2. http://unesdoc.unesco.org/images/0012/001285/128515e.pdf
  3. http://www.oecd.org/dataoecd/35/7/38654317.pdf
  4. http://www.olcos.org/cms/upload/docs/Handout_OLCOS.pdf
  5. http://www.olcos.org/cms/upload/docs/Handout_OLCOS.pdf
  6. http://www.olcos.org
  7. http://www.capetowndeclaration.org/list_signatures
  8. http://www.e-teaching.org/community/communityevents/expertenchat/Lutterbeck030707
  9. http://lutterbeck.org/5.html
  10. http://de.linkedin.com/pub/robert-gehring/14/9b1/9a6
  11. http://www.opencontent-bw.de/index.php?id=3
  12. http://re-learn.de/?p=143 [gesichtet: 2012-03-07]. Ein Verweis auf die Primärquelle war nicht möglich, weil diese nicht mehr online ist.
  13. http://www.clrn.org/blog/news/index.cfm/2010/12/30/Digital-Textbook-Initiative-Phase-Three-Results-Announced und http://wiki.creativecommons.org/Case_Studies/California_Free_Digital_Textbook_Initiative [gesichtet: 2012-03-07]
  14. http://www.clrn.org/fdti/DTI_Phase3_Report.pdf, S.4 [gesichtet: 2012-03-07, Übersetzung: MB]
  15. http://www.clrn.org/home/criteria.cfm
  16. http://www.clrn.org/fdti/DTI_Phase3_Report.pdf, S.1 [gesichtet: 2012-03-07, Übersetzung: MB]
  17. http://itunes.apple.com/de/app/ibooks-author/id490152466?mt=12
  18. http://www.sueddeutsche.de/digital/ibooks-apple-will-den-schulbuchmarkt-erobern-1.1262365 [gesichtet: 2012-03-07]
Autoren
Sebastian Haselbeck
Kristin Narr
Sebastian Haselbeck
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